Interreligiöse Richtlinien - Haus der Religion in Stuttgart

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Richtlinien für den interreligiōsen Dialog


1)
WIR GLAUBEN, dass ein echter Dialog nicht auf Grund blosser Toleranz, sondern nur durch die Akzeptanz der anderen in ihrer typischen Individualität und im gegenseitigen Respekt möglich ist. Dazu ist die Kenntnis der anderen mit ihrem kulturellen Hintergrund eine wesentliche Bedingung. Mit der Anerkennung und Akzeptanz der Verschiedenartigkeit auf sozialer, kultureller und religiöser Ebene werden Austausch gegenseitiger Werte und Gemeinsamkeit im Handeln schliesslich zur endgültigen Einheit der Menschheit führen.

2)
WIR GLAUBEN, dass wir als menschliche Wesen gemeinsam mit der ganzen Natur und allen  Lebewesen aktiv an einem ständigen Wachstumsprozeß beteiligt sind, der sich zu einer besseren Welt in einer immer höheren intellektuellen und spirituellen Umgebung entwickelt (Teilhard de Chardin). Von dieser optimistischen Lebenssicht aus und im Rahmen unserer neuen Welt der globalen, grenzüberschreitenden Kommunikation müsste das Bewusstsein, dass alle Menschen durch ihren gemeinsamen Ursprung und ihre gemeinsame Bestimmung zur gleichen Familie gehören, zu einer grösseren universellen Verantwortung aller führen, um dies in die Praxis des täglichen Leben umzusetzen.

3)
WIR GLAUBEN, dass zur Schaffung einer besseren Weltordnung in Frieden und Gerechtigkeit    vor allem die Führer der Weltreligionen, traditionellen Überlieferungen und anderen Überzeugungen, in welcher Form auch immer sie organisiert sein mögen, eine inspirierende Aufgabe zu erfüllen haben. Ihre Kirchen, Organisationen und Einrichtungen sind in ihrer kulturellen und philosophischen Traditionen die vorzüglichst geeigneten Institute für die Verkündigung und Aufrechterhaltung allgemein anerkannter moralischer Prinzipien

4)
WIR GLAUBEN, dass die Grundsätze aller Weltreligionen und anderer Glaubenstraditionen ihre Wurzeln in der Kultur haben, aus der sie entstanden sind, dass sie sich auf der Basis der philosophischen und moralischen Konzepte dieser Kultur entwickelt haben und dass sie sich in vorläufigen Ausdrücken und in Zeremonien, die der Kultur, zu der sie gehören, eigen sind,  dem Glauben angenähert und ihn verkündet haben.Als Pilger auf dem Weg zu immer neuen Entdeckungen und dem Wandel unterworfen sollte kein Vertreter irgendwelcher Religion oder Glaubenstradition den ausschliesslichen Besitz der Wahrheit oder Überlegenheit über andere beanspruchen.

5)
WIR GLAUBEN, dass, als offensichtliche Konsequenz, es notwendig ist, die missionarischen Tätigkeiten und Ziele der Weltreligionen von einem "bekehrenden" zu einem "bezeugenden" Ansatz zu verändern. Dabei sollten die Grundwerte und -elemente des eigenen Glaubens in einer allgemein verständlichen Sprache dargeboten werden, damit der Dialog zwischen den Weltreligionen und Traditionen zu einem besseren gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen sowie zu einem Austausch der gegenseitigen Werte als Bereicherung des eigenen Glaubens und des Glaubens der anderen führen kann.

6)
WIR GLAUBEN, dass bei der leidenschaftlichen Suche nach der Wahrheit und nach einem umfassenderen spirituellen Ansatz Meditation neu bewertet und als vorzüglicher Weg zu einem tieferen Bewusstsein der göttlichen Anwesenheit universeller praktiziert werden muss. Meditation ist die entscheidende Annäherung an das Göttliche; sie überschreitet die Grenzen  religiöser Kultur und wird auch allgemein geteilt und anerkannt. Stille Meditation sollte  Bestandteil jedes interreligiösen Treffens sein.

7)
WIR GLAUBEN, dass alle im interreligiösen Dialog engagierten Personen ein beständiges Bewusstsein und eine dauernde Besorgtheit um die zunehmenden ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Probleme unserer Welt stets im Sinn haben müssen.


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Ausführliche Erklärung der Richtlinien
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Votum des Runden Tisches der Religionen in Deutschland vom 13.05.2010
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