UN Internationaler Frauentag - 2015 - Haus der Religion in Stuttgart

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Die Rolle der Frau in der Literatur

Veranstaltung zum UN Internationalen Frauentag 2015


Stuttgart - 14. März 2015

Etwa 20 Personen trafen sich am 14. März um 15 Uhr anlässlich einer Vortragsveranstaltung zum UN Internationalen Frauentag im UPF Zentrum in Stuttgart.

Nach einer Gelegenheit zu einem geselligen Beisammensein mit Kaffee, Tee  und allerlei Gebäck eröffnete Ute Lemme, die Leiterin der Frauenföderation für Frieden in Stuttgart, den offiziellen Teil der Veranstaltung. Daniel Henrich, Gitarrist, leitete mit seinem Gitarrenkonzert, einer Fuge von Johann Sebastian Bach, zum Vortrag von Margit Henrich, Germanistin, über. Das anspruchsvolle Thema „Die Rolle der Frau in der Literatur" wurde von ihr eindrucksvoll und berührend vorgetragen.

Ausgehend von dem Buch, „Die ewige Frau", von Gertrud von Le Fort, München 1963, stellte sie uns die Aussage vor, die Frau sei von ihrem Symbolwert her der Hingabe zugeordnet. Nach einer kurzen Erklärung des kabbalistischen Lebensbaumes nach Gershom Scholem wurde auch an diesem Schema das Weibliche als das Empfangende und Gebärende des ewig fließenden göttlichen Lebens gezeigt. Maria, die Immaculata, sei es, die das reine Antlitz des Menschen vor dem Fall zeige und mit ihrer Antwort an den verkündenden Engel die religiöse Grundhaltung der Hingabe („Fiat mihi") wiederherstellt, nachdem diese Haltung im Sündenfall durch Eva verleugnet worden war.
Die Kraft der Hingabe war für Frau Henrich in der Folge das Kriterium für die Auswahl der literarischen Frauenfiguren.

Zunächst wurde die Schlussszene von Goethes Faust II, „Bergschluchten", betrachtet. Dort wird durch Eremiten  das Ewig Weibliche verherrlicht, um die durch Fausts einseitig männlichen Lebensentwurf aus dem Gleichgewicht geratene Weltordnung wiederherzustellen. Parallel dazu wurden Bilder aus der Manessischen Liederhandschrift gezeigt, die verdeutlichen, dass zur Zeit der spirituellen Bewegungen der Katharer und Templer im 12./13. Jh. schon einmal im Minnesang ein männlich-weiblich ausgeglichenes Menschenbild propagiert worden war.

Im Versepos „Der Arme Heinrich" von Hartmann von Aue, entstanden 1195, wird durch die Hingabebereitschaft einer „reinen Jungfrau" das Gleichgewicht der Welt wieder hergestellt. Ebenso wird in Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris" die in Gefahr geratene göttliche Weltordnung durch Iphigenies innere Stärke und Wahrhaftigkeit wieder hergestellt.
Als viertes Werk mit dem Motiv einer hingebungsvollen Liebe wurde das Drama „Antigone" von Sophokles betrachtet.
Mit Spannung verfolgt man die junge Titelheldin Antigone mit ihrer unbedingten Treue zu Gewissen und menschlicher Pflicht in ihrer Gegenüberstellung zu Kreon, dem unbeugsamen Vertreter der Macht, der mit seinem willkürlichen Gesetz den Konflikt heraufbeschwört. Antigone bleibt dem Zuschauer in Erinnerung mit ihrem erschütternden aber würdevollen Klagegesang der Machtlosigkeit, einer Machtlosigkeit, die in Wahrheit die Mächtigen besiegt, wie man es bei Sophie Scholl und der jüngsten Nobelpreisträgerin aus Pakistan, Malala Yousafzai, sehen kann.

Zum Schluss führte Margit Henrich ein indianisches Märchen mit der alten Weisheit an: „Wenn die Männer besiegt werden, ist eine Schlacht verloren. Wenn aber die Frauen besiegt werden, ist das Volk verloren." In diesem Märchen ermöglicht es die Güte und das Erbarmen einer jungen Frau, dass die schon fast verlorene Seele eines Indianerstammes wieder neu erblüht.

Daniel Henrich beschloss mit einem temperamentvollen Gitarrenvorspiel, dem Prelude von Heitor  Villa Lobos aus Brasilien, den offiziellen Teil der Vortragsveranstaltung.

Nun war noch Gelegenheit, sich in geselliger Tischrunde auszutauschen und weitere Erfrischungen zu genießen.
Wir bedankten uns von Herzen bei Frau Henrich und ihrem Sohn. Wir alle waren von dem besonderen Geist der Darbietung dieses Themas und von der musikalischen Umrahmung tief beeindruckt.


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Bericht: Ute Lemme


 
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